15.07. – Riga

Der Morgen begrüßt uns mit blauestem Blau-Himmel, leider gibt’s heute keine Gelegenheit zum Baden. Schade.

Wir fahren mit den Rädern wieder über die Brücke in die Stadt. Die Brücke bröselt an den Rändern weg. Deshalb ist der Weg zu einem drittel Breite abgesperrt und ziemlich schmal.

Als erstes geht’s ins Jugendstilviertel. Wir strömen einer Busladung hinterher in die Albertastraße, wo sich die größte Ansammlung Jugendstilhäuser in Riga befindet. Dort treffen wir auf mindestens 3 weitere Busladungen.

Ein verziertes Gebäude reiht sich ans andere, schlicht oder üppig ausgestattet. Die üppigen sind übrigens von dem Architekten Michael Eisenstein, der der Vater von Sergej Eisenstein war, dem berühmten russischen Regisseur.

In den Nachbarstraßen gibt es auch noch einige schöne Gebäude anzuschauen.

Dann geht es wieder Richtung Altstadt. Wir kommen an der Geburtskathedrale vorbei, die größte russisch-orthodoxe Kirche in den baltischen Staaten. Wir halten für ein Foto an. 

Aus der Kirche kommt ein Mann heraus, der die Treppe und den Platz vor der Kirche mit wedelnden Handbewegungen frei räumt. Ein lautes, melodiöses Glockenspiel setzt ein und buntgeschmückte Geistliche treten aus der Kirche.

Mit Kreuz, Flaggen, Ikonen, Reliquien und einem großen Gefolge, die Frauen alle mit Kopfbedeckung, biegen sie nach links an der Kirchenseite ab. 

Was ist das? Eine Prozession, eine Beerdigung? Da kommen sie auf der anderen Seite der Kirche wieder hervor. Der Platz vor der Kirche wird nochmal freigeräumt und es gibt eine kleine Abschlussandacht mit Gesang und Weihwasser, welches in die Menge gesprüht wird.

Anschließend ziehen alle bei erneut einsetzendem Glockenspiel wieder in die Kirche ein.

Puh, gerade zur richtigen Zeit am richtigen Ort gewesen. Spannend.

Dann treffen wir an der Petrikirche auf unseren Tourguide der Free Tour Stadtführung. Free Tour heißt, es ist kostenlos, aber Trinkgelder werden anschliessend gerne genommen. Wir haben eine ähnliche Tour schon 2017 in Santiago de Chile und Valparaiso gemacht und waren sehr begeistert.

Wir werden wieder nicht enttäuscht. Historie gemischt mit aktuellen Bezügen und Zusammenhängen erzählt in unterhaltsamen Geschichten. Nicht so das trockene Standard Reiseführerwissen, was man auch selbst nachlesen kann.

Unsere Erkenntnisse kann man gar nicht wirklich kurz zusammenfassen. Letztendlich ist Riga ein deutsche Stadtgründung am absolut passenden Knotenpunkt zwischen Ostsee, Skandinavien, West- und Osteuropa. Eigentlich war es ein Kreuzzug der Ordensritter im 13. Jahrhundert zur Christianisierung und Kolonialisierung der osteuropäischen Gebiete. (So ähnlich hat es unser Guide auch benannt). 

Riga und Lettland war über die Jahrhunderte immer ein Spielball der Mächte und Lettland ist heute stolz darauf, unabhängig und Mitglied von Nato und EU zu sein. Und heutzutage ist das für die baltischen Staaten um so wichtiger. 

Völlig geplättet fahren wir zum Zentralmarkt, Markthallen in ehemaligen Zeppelinhallen, die hier wieder aufgebaut wurden. 

Wir probieren Kvass, ein gebrautes, fermentiertes Getränk aus altem Brot, Zucker und Rosinen. Eigentlich ein russisches Nationalgetränk. Es schmeckt wie ein dunkles, kräftiges Roggenbrot und und so sieht es auch aus. Erfrischend.

Dann trinken wir noch hier und da einen Kaffee, cruisen zu verschiedenen Lokalitäten am Wasser und am Yachthafen. 

Die Radverkehrsinfrastruktur lässt leider etwas zu wünschen übrig. Es gibt zwar einige Radwege, aber die Beschilderung fehlt fast völlig und meistens fährt man an dicht befahrenen Straßen auf dem Bürgersteig. Die Wegeführung ist oft unklar und eigentlich ist alles eher noch sehr autogerecht. 

Trotzdem ist es absolut genial sich mit dem Fahrrad durch die Stadt zu bewegen. Man kriegt ein besseres Gefühl für die Stadt und bewegt sich auch außerhalb der touristischen Gebiete. Die Stadt ist meins!

Die Nachbarschaft auf dem Campingplatz hat gewechselt, wir kuscheln uns jetzt zwischen mittelgroßen Wohnmobilen.

6. Tag

Abragciems – Riga 97 km

Gesamt: 559 km

Radtour Riga: 20,6 km

Rad gesamt: 67,2 km

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Betina Bewarder

    schöne Reiseberichte und eine verzauberung in ein anderes Land. Schön, dass auch Kartenbilder dabei sind.
    Weiterhin schöne tage.

  2. Kerstin

    Liebe Sabine,

    schön, euch mal wieder zu folgen! Bei Riga werden Erinnerungen an eine Chorreise in 2017 wach (Jugendstil! Markthallen!). Und an ein Konzert in einem Kirchlein in der lettischen „Schweiz“, wo wir das Publikum so sehr verzaubern konnten…
    Safe travels weiterhin!
    Liebe Grüße
    Kerstin

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