Bis wir auf die Fähre in Travemünde kommen, dauert es ewig lang. Wir rücken vor von der Eincheck-Spur zur ersten Wartespur. Warten. Dann zur 2. Wartespur mit dem Schiff schon vor der Nase. Um uns herum viele lettische Autos, Niederländer, Deutsche und interessanterweise recht viele Engländer. Und natürlich jede Menge LKWs.
Wir fahren eine steile Rampe hoch bis auf das Freideck ganz oben. Insgesamt ist das Schiff nicht sehr groß, kein Vergleich mit der Fähre nach Helsinki vor 2 Jahren. 200 Autos und 375 Passagiere haben hier Platz.
Eigentlich soll es um 20 Uhr losgehen, aber das Schiff liegt und liegt. Dann sehen wir zwei Autotransporter ankommen, die auch noch auf die Fähre verladen werden.
Inzwischen haben wir gegessen, wir haben vorher schon das Buffet-Paket online gebucht für 4 Mahlzeiten an Bord. So toll ist die Auswahl nicht, aber es gibt auch ein vegetarisch/veganes Angebot.
Die Ausfahrt aus der schmalen Trave dann endlich mit Sonnenuntergang ist toll, es geht auf die Ostsee Richtung Liepāja, Lettland. Wir trinken leckere Biere in der Bar und schauen mit einem halben Auge auf das EM-Halbfinale England-Niederlande.
Am nächsten Morgen ist alles im Nebel verhüllt, Die Aussendecks sind nass, es muß also geregnet haben. In unserer fensterlosen Kabine hat man davon natürlich nichts mitbekommen.
Wir sind rechtzeitig zum Frühstück da, später reicht die Schlange bis zur Bar.
Dann bleibt uns erstmal nicht viel zu tun, bis auf Lesen, im lahmen Internet surfen (geht hier über Satellit ist in der langsamen Version zumindest kostenlos), uns zu unterhalten und auf die Sonne und das Mittagessen zu warten.
Irgendwie ist es ganz schön, erstmal in so einem Zwischenraum zu sein. Nicht sofort wahnsinnig spannende, neue Eindrücke zu bekommen. Sondern erstmal das normale Alltagsleben loslassen und sich auf das Neue innerlich vorbereiten.
Zu Mittag probieren wir uns weiter durch das vegetarische Angebot. 4 verschiedene Gerichte, die auf Nachfrage frisch zubereitet werden.
Am Nachbartisch haben sich zwei Wohnmobilisten-Paare zusammengefunden und wälzen gemeinsam Reiseführer, Karten, suchen auf dem Smartphone nach Orten und Routen. Akribisch werden Notizen gemacht und Campingplätze diskutiert.
Wir fragen uns, welches Verfahren wohl das bessere ist, diese minutiöse Vorbereitung oder unsere free-flow Variante, lose Informationen sammeln, in Google Maps interessante Orte markieren, sich eine grobe Richtung überlegen und dann einfach mal los fahren. Dann vor Ort die Details nachlesen. Campingplätze finden wir kurzfristig über Park4Night und Google Maps.
Navigieren werden wir über die App Magic Earth, weil unser alter Garmin Navi nur die Karten von Westeuropa beinhaltet und wir nicht über 50€ für die Europa Gesamtabdeckung ausgeben wollen.
Am anderen Nachbartisch wird wohl auf lettisch geredet. Klingt sehr fremd. Wir haben die Sprache auch schon mal früher irgendwo gehört und konnten sie nicht identifizieren. Nach einer slawischen Sprache klang es nicht und war auch nicht ähnlich zu anderen Sprachfamilien, die wir so kennen.
Im Reiseführer finden wir die Erklärung. Lettisch und Litauisch gehören zur baltischen Gruppe der indogermanischen Sprachen, haben mit dem slawischen Zweig nichts zu tun. Sie sind verwandt mit Altpreußisch (ausgestorben) und Kurisch (nur in Rudimenten überliefert). Und unterscheiden sich untereinander so, dass sich Letten und Litauer anscheinend untereinander auch kaum verstehen. Ist wohl so weit auseinander wie holländisch und deutsch.
Estnisch gehört übrigens zu den finno-ugrischen Sprachen, ist also mit dem finnischen und ungarischen verwandt. Das würden wir wohl erkennen, weil wir finnisch durch unsere Reise um den bottnischen Meerbusen einigermaßen im Ohr haben. Die Sami-Sprache und die karelische gehört übrigens auch zu dein finno-ugrischen Sprachen.
Endlich legen wir in Liepāja an. Wir rollen vom Autodeck runter. Durch den Zoll. Vor uns werden alle PKWs rausgewunken, ein Spürhund schnüffelt durchs Auto. Wir dürfen weiterfahren. Wahrscheinlich weil wir eindeutig als Urlauber zu erkennen sind.
Eine offene Drehbrücke steht noch in unserem Weg, die soll noch über eine Stunde offen stehen. Mit 4 Kilometer Umweg landen wir dann endlich auf einem Campingplatz an einem kleinen See. Im Café gibt es ein Begrüßungsbier. Gegessen haben wir ja schon. Später gibt es Wein und aber auch ordentlich Mücken.
Tag 1+2
Fähre Travemünde – Liepāja: 1.160 km
Basedow – Travemünde: 88 km
Liepaja Fähre – Campingplatz: 10 km
Gesamt: 98 km
Ach schön… na dann lese ich diese woche noch mal mit, bevor es auch für uns losgeht…