Nachts zieht die Regenfront durch, aber pünktlich um fünf ist es wieder trocken. Martin stellt morgens fest, dass er einen Platten hat. Also muss er noch schnell sein Fahrrad reparieren. Denn wir wollen ja auf der Kurischen Nehrung Fahrrad fahren.
Praktischerweise ist der Anleger des Fährschiffes nach Nida nur 200 m entfernt.
Wir haben uns für diese Variante entschieden, weil sich das für uns am besten anfühlt. Sonst hätten wir mit dem Auto über die Fähre bei Klaipeda auf die Landzunge fahren müssen. Allein der litauische Teil ist über 50 km lang.
Entweder wir hätten dann in Nida auf dem Campingplatz übernachtet (der aber voll, eng und laut sein soll). Oder wir hätten mit dem Auto eine Tagestour gemacht, morgens früh mit der Fähre rüber und abends zurück. Gefiel uns beides nicht. Außerdem würde man ja so zur Vermehrung des Autoverkehrs auf der naturgeschützten Nehrung beitragen.
So nehmen wir unsere Fahrräder und schiffen uns um 9 Uhr auf einer alten „Schaluppe“ ein, Baujahr 1949 in Hamburg.
In gemächlichen 2 Stunden geht es über die Minija, die Memel und über das Kurische Haff nach Nida.
Nida ist natürlich nicht mehr das verträumte Fischerdörfchen, dass es zu Thomas Manns Zeiten war.
Die alten Fischerhäuser, schön blau, rot angestrichen und mit ausbordenden Holzschnitzverzierungen versehen, sind längst zu Ferienhäusern umgebaut. Und weitere Ferienwohnungen im angenähertem Stil sind natürlich auch überall gebaut worden.
Vor allem sieht man überall die Kurenkahnwimpel, das Wahrzeichen der Kurischen Nehrung. Filigran geschnitzte Windfähnchen.
Der Fahrradweg durch den Wald ist, oh Wunder, super ausgebaut, fuschneu. Teilweise sind sie an den Rändern noch nicht richtig fertig. Mensch, Litauen geht doch.
Wir fahren beschwingt 20 km bis zur Dünenlandschaft der „toten Dünen“. Für 5€ Eintritt (Seniorentarif 2€, was wir in Anspruch nehmen) kann man über die Dünen bis zu einem hohen Aussichtspunkt über dem Haff gehen.
Links und rechts ist streng geschütztes Naturschutzgebiet. Von der kleinen Aussichtsbrücke kann man im Norden Ostsee und Haff sehen mit einem schmalen aber langen Streifen Dünenland dazwischen. Ganz in der Ferne sieht man den Hafen von Klaipeda.
Kreuze erinnern an einen Ort, der 5 mal von Dünensand verschüttet und immer wieder aufgebaut wurde, bis er ganz aufgegeben wurde.
Unten erwartet uns dann das Lavazza-Mobil, zur Belohnung gibt es einen Kaffee. Es gibt schon nette Geschäftsmodelle.
Wir haben bis hier hin noch nicht mal die Hälfte des litauischen Anteils der Kurischen Nehrung geschafft. Aber wir kehren um, wir haben nur gut 5 Stunden Zeit. Man gerät schon fast in Streß.
Zurück geht es den selben Weg. Das Thomas Mann Haus in Nida darf dann natürlich auch nicht fehlen.
Und den Strand müssen wir natürlich auch noch angucken. Schon echt toll, vor allem mit der wilden Brandung bei dem starken Westwind heute. Heute Baden verboten.
Dann fahren wir noch weiter Richtung russische Grenze, werden aber schon bald von einem Durchfahrt verboten Schild gestoppt.
Es bleibt noch Zeit für einen Kaffee in einem netten Lokal am Haff. Irgendwie ist hier schon eine tolle Stimmung. Mediterran ist es nicht, auch nicht wie auf Sylt oder Hiddensee. Doch schon einzigartig und speziell.
Unser Schiff landet pünktlich wieder an und wir begeben uns auf die Rückfahrt nach Minija.
Abends kochen wir bei dramatischem Himmel und entfernter Partystimmung aus dem Hafen. Ein kleines Feuerwerk von einem Partyboot gibt es auch noch dazu.
32. Tag
Gesamt: 3.280,5 km
Radtour Kurische Nehrung: 44,8 km
Rad gesamt: 432,7 km