05.09.25 – Sibiu – Hermannstadt

Wir kommen rechtzeitig los und können kurzfristig noch einen Freetour-Stadtrundgang in Sibiu buchen. Das ist in Rumänien tatsächlich unsere erste Stadtbesichtigung. 

Der große Platz in Sibiu ist eigentlich ganz schön, obwohl er durchgehend gepflastert ist. Umgeben von herrschaftlichen Gebäuden. Hier treffen wir uns mit Hadar, unserem heutigen Stadtführer. Außer uns sind noch ein Pärchen aus Portugal, 2 junge Männer aus Israel und aus den USA, eine Frau aus Polen und eine Frau aus Rumänien dabei. Das ist das schöne an einer englischen Tour, das die Teilnehmer aus aller Welt kommen.

Hadar erzählt über die Geschichte von Sibiu und über die Geschichte der Siebenbürger Sachsen. Siebenbürgen bedeutet sieben Burgen, es gab sieben Gründungsstädte hier im 12. Jahrhundert.

Der damalige ungarische Herrscher hat die Deutschen angeworben, um die schwach besiedelte Region zu erschließen und zu verteidigen. Sie bekamen dafür weitreichende Privilegien. 

Damals gab es immer wieder Angriffe von asiatischen Völkern in dieser Gegend. Vor allem im 13. Jahrhundert gab es mehrere Mongolenstürme hier, die alles zerstörten. Die Deutschen waren dafür bekannt, das sie Festungen bauen konnten. Sie bauten in der Gegend überall sogenannte Kirchenburgen, Kirchen, die gleichzeitig als Festungen dienten. 

Überall in Siebenbürgen findet man die noch. Eine Kirchenburg konnte immer die ganzen Dorfbewohner aufnehmen und schützen. 

Sibiu war die Hauptstadt von Siebenbürgen und Sibiu entwickelte sich kulturell und wirtschaftlich sehr stark. 

Die Altstadt ist an sich nicht so groß, aber viele Gebäude aus dem Mittelalter sind erhalten. Rund um den kleinen Platz sind Handelshäuser angesiedelt. Unten waren die Geschäfte, oben hat der Besitzer gewohnt, unterm Dach war das Lager.

So sind auch die typischen „Dachaugen“, die kleinen Fenster im Dach, die man bei vielen Hermannstädter Häusern sieht, zu erklären: Sie dienten zur Belüftung des Lagers.

Ein tolle zweieinhalb stündige Führung mit Hadar. Besonders die Wandergesellen, Handwerker auf der Walz, haben es ihm angetan. Jeden Sommer gibt es eine mehrwöchige Werkstatt mit Wandergesellen, die die Kirche restaurieren. Viele kommen aus Deutschland. Es gibt in einem Stadtturm dafür extra eine Handwerkerunterkunft.  

Er ist begeistert von der Tradition und erzählt ausführlich davon. Für uns sind Handwerker auf der Walz ja schon etwas besonderes, aber nicht außergewöhnliches, trotzdem ist es schön, die Tradition so kompakt mal erzählt zu bekommen.

Inzwischen leben nicht mehr viele Deutschstämmige in Sibiu und Siebenbürgen. Nach dem 2. Weltkrieg wurden viele von den Russen nach Sibirien deportiert, in den Siebzigern hat Ceaușescu gegen Geld Rumäniendeutsche auswandern lassen. Und der letzte große Schub kam nach der Wende, als nicht klar war, wohin sich Rumänien entwickeln wird. 

Nach einem Kaffee geht es leider auch schon wieder weiter. Wir müssen uns Siebenbürgen noch weiter angucken. Vor allem Kirchenburgen.

In Biertan oder Birthälm ist eine große Kirchenburg, die als Unesco Welterbe anerkannt ist. Auf einem kleinen Hügel, liegt die mit Wehrtürmen und Mauer gut gesicherte Kirche. Interessant.

Dann ist es schon wieder spät und wir machen uns auf zu unserem Übernachtungsort. Die Landschaft um uns herum erinnert durchaus an Mitteleuropa. Sanft gewellte grüne Hügel mit kleinteiliger Landwirtschaft. Schön.

Auch unser kleiner Campingplatz im Innenhof eines ehemaligen Bauernhofes ist gemütlich und klasse. Abends wird es ziemlich kalt. Das ist man schon gar nicht mehr gewohnt. 

27. Tag

Sibiu – Cloasterf: 137 km

Kilometer gesamt: 4427 km


© TomGonzales, major revision by Ulamm – CC BY-SA 2.0

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