Wir müssen uns heute wieder um unser Kühlschrankproblem, vielmehr Batterieproblem oder vielleicht auch Ladegerätproblem kümmern. Der Kühlschrank hat sich mal wieder selbstständig abgetaut. Wir haben von unserem Campervermieter einen Termin bei einem Autoelektriker machen lassen. Dort treffen wir auf einen kompetenten Mann.
Anscheinend haben wir dadurch, dass wir kaum einen Stromanschluß auf den Campingplätzen nutzen, die neue Batterie langsam runtergewirtschaftet. Der Motor kann sie nur in einem kleinen Bereich wieder aufladen, nicht so gut wie unser intelligentes Ladegerät. Allerdings ist das auch nicht klug genug eine so weit entladene Batterie wieder vernünftig hoch zu puschen.
Deshalb muss sie vom Fachmann vorsichtig gepäppelt werden. Das verschafft uns einen Tag in Geraldton, dass sich bei näherer Betrachtung als kulturell sehr interessantes Städtchen erweist.
Zuerst gehen wir in das Museum, dass uns mit der Geschichte von Geraldton und seiner Umgebung vertraut macht. Dabei ist die Versenkung der HMAS Sydney durch ein deutsches Kriegsschiff im zweiten Weltkrieg ein großes Thema. Die beiden Schiffe wurden 2008 nicht weit entfernt voneinander auf 2400 Meter Tiefe gefunden.
Ein großes Memorial wurde dazu auf einem Hügel in Geraldton errichtet.
Beim Schlendern durch die Haupteinkaufsstraße stoßen wir auf einen Laden namens Menshed, Männerschuppen. Ein kleiner Laden mit Holzbastelarbeiten, der sich aber im hinteren Bereich weiter ausdehnt. Nichts kommerzielles. Wir gehen in den Laden, werden von einem älteren Herrn angesprochen und bekommen das Konzept erklärt.
Nach dem 2. Weltkrieg, als die australischen Männer zurückkamen, stellten sie fest, dass sie nichts mehr zu tun hatten, die Frauen hatten das Managment zu Hause übernommen. So wurden die ersten Mensheds gegründet, um den Männern wieder eine Aufgabe zu geben.
Heute treffen sich dort hauptsächlich pensionierte Männer, deren Frauen sie nicht den ganzen Tag zu Hause haben wollen. Aber auch Arbeitslose auf der Suche nach einer sinnvollen Beschäftigung.
Sie basteln in der gut ausgestatteten Holz- und Metallwerkstatt. Verwirklichen Ideen, erledigen Aufträge, arbeiten für die Gemeinde. Und sprechen miteinander und sind unter sich. Sie bezeichnen es selbst als einen Verein zur Erhaltung der geistigen Fitness und sind eine Art Männertherapiegruppe.
Wir lassen uns durch die Werkstatt führen, mit Band- und Kreissägen, Drechselplatz und Werkbänken. Das durch Spenden reichliche Material und Werkzeug sind in Nebenräumen untergebracht.
Wir unterhalten uns auch noch mit einem Deutschstämmigen über die unterschiedliche Energie- und Bildungspolitik in Australien und Deutschland. Das tolle Konzept Menshed, als Berein organisiert, findet man an vielen Orten in Australien und auch in Neuseeland und England.
Begeistert laufen wir weiter durch die Straße mit Art Deco Gebäuden und treffen in einer Galerie gleich auf das nächste tolle Kunstprojekt. Mehrere Künstler der Region haben in große MDF-Platten Holzschnitte erstellt, die an einem Aktionstag mit Hilfe einer Straßenwalze gedruckt wurden.
In der Regional Art Gallery sehen wir interessante Bilder einer Aborigine-Künstlerin, sie hat ihre Porträts im Aborigine Stil mit kleinen Plastikverzierungen beklebt.
Die Galeriebetreuerin ist eine hier verheiratete Deutsche, mit der wir anschließend über die AFD diskutieren.
Viele tolle Cafés, nette kleine Geschäfte und die tolle lange Strandpromenade und das immer angenehmes Klima, Geraldton gefällt uns gut.
Und unserer Batterie geht es auch wieder besser. Der kompetente Mann hat sie wieder einigermaßen zum Leben erweckt. So ziehen wir von dannen, auf einen Campingplatz am Strand von Greenough.
Geraldton – 47 km
Kühlschränke sind schon eine tolle Erfindung, selbst in unseren Breitengraden.
lg
betina