01.09.25 – Donau Delta

Um 7:00 Uhr fahren wir los. Erst zum Hafen im rasanten rumänischen Fahrstil. Dort auf ein kleines Boot. 9 Personen könnten mitfahren, heute sind es nur wir Zwei. Wir sitzen in der ersten Reihe. Kein weiteres Ablenkungspotential. Das Donaudelta ist Biosphärenreservat, wir haben vorher ein Permit bekommen, damit wir uns innerhalb einer Schutzzone aufhalten dürfen.

Die Sonne ist gerade aufgegangen, das Wasser die Donau dampft noch. Der Wasserstand ist niedrig, fast 1m weniger als normalerweise zu dieser Jahreszeit. Unser Käpt’n ist froh, mit 9 Personen wäre es fast unmöglich über die flachen Stellen der schmalen Durchfahrten zu kommen. Am Rand sind die steilen Lehmkanten gut zu sehen.

Die Morgenstimmung ist super. Wir sind fast allein auf dem Wasser. Schnell brettern wir über die großen Wasserflächen und langsam über Kanäle durch verwunschene Weidenwälder. Die Wurzeln hängen etwas in der Luft, man sieht, das das Wasser fehlt. Es ist tatsächlich noch etwas frisch und die Jacke macht wegen des Fahrtwindes wirklich Sinn.

Seeadler, Silber-, Grau-, Purpurreiher, natürlich viele weitere Wasservögeln, Gänse, Bleßhühner, Enten, Kormorane und so weiter sehen wir. Frösche hängen in Massen zwischen den Teichrosen herum und springen bei Annäherung auf.

Dann geht es durch ganz schmale Schilf und Teichrosen Kanäle. Unser Käpt‘n muß das Boot mehrfach befreien, weil er sich leicht festgefahren hat. Er hantiert mit dem Motor, holt die Schraube so weit es geht aus dem Wasser.

Manchmal hilft nur ein kräftiger Rückwärtsschub, um eine Kuhle in den Schlamm zu graben und dann mit Speed die Flachstelle überwinden. 

Und dann natürlich die Pelikane. 20.000 rosa Pelikane leben im Donaudelta, jeder frisst pro Tag fast zwei Kilo Fisch. Mehrere Kolonien auf den Seen fahren wir an. Mit gestopptem Motor halten wir uns ruhig in ihrer Nähe auf. 

Fischer sehen wir natürlich auch, ihre Reusen und Stellnetze und ihre Dörfer im Delta.

Es ist wunderschön, meditativ, ruhig und die Stimmung und die Nähe zur Natur, die man spürt, ist nicht zu beschreiben.

Nach 3 Stunden und 42 km sind wir zurück und müssen unserer Erlebnisse erstmal nachwirken lassen. 

Dann machen wir noch eine kleine Radtour in der Umgebung. Heute ist es nicht ganz so heiß, da können wir die seit dem Neusiedlersee etwas nutzlos durch die Gegend gefahrenen Fahrräder bewegen. 

Am Hafen schauen wir einer Männertruppe zu, wie sie ihre kleinen Angelboote per Trailer ins Wasser bringt. Durch den niedrigen Wasserstand ist die Slipanlage etwas abenteuerlich steil. Aber die Herren kennen sich aus und fahren beherzt das Auto die steile Rampe runter. Ein stetes Kommen und Gehen von Trailern und Booten.

Wir fahren weiter auf der Route, die wir uns ausgeguckt haben. 

Wir kommen allerdings nicht weit. Noch sind wir auf einer auch von Autos befahrenen Lehmpiste. Den längsten Teil der noch kommenden Strecke ist es aber völlig unklar, wie der Weg beschaffen sein könnte. Mit einem kurzen Abstecher zur Donau kehren wir lieber wieder um. Kilometerlang schwierige Wege zu befahren, dazu ist es heute trotzdem zu heiß.

In unserem Dorf stoßen wir dann noch auf ein Informationszentrum zur Renaturierung des Donaudeltas. Ein abgeschlossenes EU-Projekt. Das Zentrum ist leider geschlossen. Das ist leider oft der Fall in Rumänien, auch Touristeninformationen haben wir kaum gefunden und wenn dann waren sie auch dauerhaft geschlossen.

Informationsmaterial gibt es auch kaum zu finden. Da ist noch viel zu tun. Auf dem Campingplatz stoßen wir auf ein Ringbuch von 2011, das mit Karten und Beschreibungen das ganze Biosphärenreservat darstellt. Auch verschiedene Schiffsausflüge sind beschrieben. Aber so etwas wird dann mangels Geld nicht weitergeführt und -entwickelt. Das ist sehr schade. So verpuffen gute Förderprojekte dann irgendwann.

23. Tag

Bootstour Murighiol: 42 km

Donaukilometer:

Murighiol: ca. 60 km


© TomGonzales, major revision by Ulamm – CC BY-SA 2.0

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Susanne Fellner

    Liebe Sabine, lieber Martin!

    Vielen Dank für die schönen Eindrücke und Fotos, ich habe euch mal wieder mit großer Freude begleitet.
    Morgen starte ich nun selbst zu einer Reise, von der ich schon lange träume: Island und Grönland.
    Da wir auf dem kleinen Expeditionsschiff kein kostenloses WLAN haben, verabschiede ich mich schon heute, wünsche eine schöne weitere Reise und gute Heimkehr.

    Susanne (vom Bildhauern bei Kerstin)
    Übrigens bin ich beeindruckt, dass man so weit kommt mit einem E Auto!!

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