28.07. – Baltic Klint und Viru Moor

Heute morgen muß alles wieder aufgefüllt werden: Wasserkanister, Kühlbox, Getränkekiste, Dieseltank.

Wir fahren zur Markthalle am Hauptbahnhof in Tallinn. In Estland und auch in Lettland haben Geschäfte auch oft am Sonntag geöffnet, große Supermärkte fast immer 8-22 Uhr an allen Tagen. So hat auch der Markt hier geöffnet. Wunderbar, wir kriegen alles, was Estland zu bieten hat: Kartoffeln, Zwiebeln, Tomaten, Pfifferlinge.

Fast gleich nebenan ist die Linnahalle. Ein sowjetischer Protzbau, 1980 zur Olympiade errichtet (In Tallin wurden die Segelwettbewerbe ausgetragen), als Mehrzweckhalle für Konzerte, Eishockey u.a. Nach der Unabhängigkeit wurde die Halle außer Betrieb genommen. 

Seitdem, seit über 30 Jahren, entwickelt sich hier in Tallinns bester Citylage direkt am Wasser Estlands größter „Lost Place“. Es wird darüber debattiert, was man mit dem Betonmonstrum machen soll. Renovieren oder abreißen. Gestern im Architekturmuseum gab es dazu eine Ausstellung mit Ideen und Plänen für das Gelände. 

Zudem steht das ganze Teil auch noch unter Denkmalschutz. Ein monumentales Betonsymbol der Maßlosigkeit Russland. Aber zumindest hat man von hier oben einen schönen Blick auf Meer und Stadt.

Ein Kreuzfahrtschiff liegt im Hafen. Kreuzfahrt ist ein mehrdeutiger Begriff. In der Geschichtswissenschaft ist eine Kreuzfahrt im Mittelalter die Teilnahme an einem Kreuzzug. Ob das heute so anders ist, wenn 4000 Kreuzfahrer in Tallinn einfallen? 

Nächster Stopp: Wäsche waschen. Wir haben einen Waschsalon im Osten von Tallinn auf Google identifiziert. Ein Gebiet mit hauptsächlich russischstämmigen Bewohnern, Plattenbausiedlungen mit einem kleinen Einkaufszentrum.

Sonntag später Vormittag ist natürlich eigentlich ein blöder Zeitpunkt. Der Waschsalon ist gut besucht. Mit Glück kriegen wir eine freie Maschine und nach gut einer Stunde haben wir unsere ganzen Sachen wieder frisch. 

Dann geht es endlich raus aus der Stadt. Nächster Stopp Jägala Wasserfall. Das Baltik Klint, ein Kalksteinkliff, das sich vom Lagoda See in Russland bis nach Öland in Schweden zieht, läßt hier den Jägala Fluß 8 m tief abstürzen. Die dünnen, waagerechten Schichten der Kalksteinplatten sind sehr gut zu erkennen. 

Bald sind wir dann auch schon im Lahemaa Nationalpark und an einem Moor, was renaturiert wird. Auch hier merkt man das Sonntag ist, das Moor ist ein beliebtes Ausflugsziel.

Ein Holzsteg führt durch das Moor. Ungefähr in der Mitte gibt es einen Aussichtsturm und eine Bademöglichkeit im Moorsee. 

Wir laufen den ganzen Rundweg entlang, zuerst über einen bequemen Holzsteg, der sich dann auf einen wackeligen 2-Brettweg verengt. Schöne Blicke auf Reste eines Sees und auf ein ehemaliges Torfabbaugebiet. Zurück führt der Weg durch den Wald am Moorgelände entlang. 

Abends sind wir dann auf einem schönen Campingplatz an der Nordküste.

19. Tag

Tallinn – Loksa: 108,5 km

Gesamt: 1.664,3 km

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Werner

    Sehr interessant! Ich lese es gern. Und es spart mir viele Liter eigenen Diesel. Ich hoffe, ihr habt kein Problem mit den vorhergesagten Regenmengen. Alles Gute!

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