26.07. – Tallinn

Da denkt man morgens, man ist schlau und geht um 6:30 Uhr schon zum Duschen. Und dann ist die ganze Frauenabteilung voller deutsch sprechender Frauen. 3 Frauen knubbeln sich um die 2 Waschbecken. Ja, die werden wahrscheinlich von dem Hotelbus sein, der gestern Abend noch gekommen ist.

Eigentlich sind es für das Baltikum mal gut ausgestattete Sanitäranlagen, aber bei der Größe des Platzes sind 2 Waschhäuser mit jeweils 3 Duschen und 2 Waschbecken dann auch schnell voll.

Die Mädels sind so früh auf, weil der Bus Punkt 8 abfährt, wohin auch immer. (Abends ist er jedenfalls wieder da).

Kurz vor 9 machen wir uns auf den Weg zum Bahnhof, der ca. 1 km weit entfernt ist. Spannend ist hier auch wieder, wie das mit den Fahrkarten gehändelt wird. Man kann Fahrkarten per Kreditkarte am Automaten im Zug kaufen oder auch beim Schaffner direkt. Am Automaten geht es total schnell, Kreditkarte (Handy mit Apple Pay) ranhalten, Strecke und Anzahl auswählen, Kreditkarte wieder ranhalten, fertig. Die Fahrkarte taucht allerdings nirgendwo auf.

Der Schaffner läuft aber dauernd durch den Zug, um zu kontrollieren. Tja, wo findet man dann das gelöste Ticket? Wieder zum Automaten, Kreditkarte ranhalten und gelöste Tickets werden angezeigt. Oder in den Apple Pay Einstellungen sich die Nummer anzeigen lassen, Schaffner tippt sie ein und bekommt die Fahrkarten angezeigt. 

Außerdem kann man Tickets auch auf der Webseite kaufen. Also viele Möglichkeiten und somit ziemlich barrierefrei.

Die Altstadt von Tallinn ist sehr kompakt und deshalb gut zu Fuß zu durchstreifen. Wir lassen uns zuerst durch die Gassen treiben. Entdecken mittelalterliche Häuser, Gassen mit Kunsthandwerkern, am Rand immer wieder die Stadtmauer.

Und eine Apotheke von 1422, die seitdem durchgehend als Apotheke betrieben wurde. In einem Raum ist ein kleines Museum.

Die Altstadt von Tallinn ist im zweiten Weltkrieg durch Glück nur wenig beschädigt worden, so wie uns unserer Stadtführer dann später erklärt.

Die Stadtführung, auch eine Free Tour, ist wieder sehr spannend. Geschichtliche Fakten über die Jahrhunderte angereichert mit aktuellen Geschichten. Sehr viel Kritik an Russland ist herauszuhören und wird mit entsprechenden Fakten untermauert. Man kann nur sagen, hört auf die Balten, wenn ihr wissen wollt wie Russland tickt. Die haben die entsprechenden Erfahrungen.

Also rundherum wieder eine tolle Stadtführung, über 2 Stunden sind wir in Ober- und Unterstadt unterwegs. Die übrigens bis 1889 zwei getrennte Städte waren, auf dem Domberg siedelten die Ritter und Adligen, in der Unterstadt, ehemals Reval, die Kaufleute.

Die Verbindungsstraße vom Hafen auf den Domberg war übrigens eine der ersten gepflasterten Straßen im Mittelalter. Weil vorher zu viele Pferde auf dem schlammigen Weg seitlich in den Abgrund gestürzt sind.

In der Hauptstraße befindet sich heute auch immer noch die russische Botschaft. Sie wird von der Polizei bewacht und abgesperrt. Am Absperrgitter sind ukrainische Flaggen und weitere Proteste angehängt.

Danach sind wir erstmal platt und müssen etwas essen. Wir „schleppen“ uns durch die tollen Markthallen zum Stadtteil Telliskivi, ein ehemaliges Industrieviertel, das inzwischen ein Kreativcampus mit vielen Bars und Restaurants ist. Nach einem Rundgang und einem Besuch in einer Rooftop-Bar trinken wir ein paar Bier in einer kleinen Brauerei. 

Und fahren dann mit dem Zug wieder nach Saue, zu unserem Campingplatz.

17. Tag

Gesamt: 1.555,8 km

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