Zuerst kaufen wir im IperCOOP in Terni ein, mit gigantischer Antipasti-, Käse- und Brot-Theke. In der Nähe gibt es die Marmore Wasserfälle, die sind künstlich und von den Römern erschaffen. Aber es ist Samstag und alle Italiener von nah und fern haben heute die Idee zu einemem Ausflug zu den Cascata delle Marmore. Also nicht so eine gute Besichtigungsidee. Als wir die Schlange am Ticketoffice sehen, sie reicht über die Straße hinaus bis auf den angrenzenden Parkplatz, starten wir wieder durch. Wir fahren das Nera Tal hinauf.
Auf jeder Felskuppe befinden sich Altstädte oder Burgtürme. Die Nera rauscht flott das Tal hinab. Wir bräuchten langsam mal einen Cappuccino. Dazu bräuchten wir aber auch eine beim Vorbeifahren erkennbar ansprechende Bar mit einem für unseren Wohntrumm ausreichenden Parkplatz. Gar nicht so einfach.
Voraus schiebt sich wieder ein alter Turm ins Bild. Mauern ziehen sich steil den Berg hinab. Der Blick nach rechts erhascht ein Örtchen, das sich dreiecksförmig den Berg hochschiebt. Kurze Zeit für das Begreifen: „ das sah ja ganz interessant aus“ und schon taucht rechts voraus eine große leere Parkfläche auf, noch weit genug entfernt, um angemessen abzubremsen und abzubiegen. Perfekt.
Wir erkunden das Örtchen, Scheggino, Perle im Nera Tal. Verwinkelte Treppenwege mit alten Gemäuern. Bevor wir uns in einer Bar einen Cappuccino gönnen. Ein Trüffelmuseum gäbe es auch noch zu besichtigen.
Wir fahren weiter nach Norcia. Das liegt am Rand der sibillinischen Berge. Es ist Mitglied in der Vereinigung die schönsten Orte Italiens. Komplett umgeben von einer Stadtmauer. Wir laufen durch den Ort und nehmen einige Baustellen war, Gerüste, abgesperrte Straßen.
Wir sind im Gebiet, wo es 2009 und 2016 heftige Erdbeben gab. L‘Aquila und Amatrice kommen uns in den Sinn, die waren hauptsächlich in den Nachrichten, als Beispiele für bei dem Erdbeben nahezu zerstörte Städte. Wir wollten bewußt eigentlich nicht in diese Städte fahren. Aber natürlich waren ja auch weitere Orte betroffen.
Norcia war das Epizentrum am 30. Oktober 2016. 2016 gab es drei heftige Erdbeben hier in der Gegend. Viele betroffene Gebäude sind hier in Norcia immer noch zu sehen, die 5 Jahre nach dem Ereignis immer noch im Aufbau sind. Norcia ist aber auch bekannt für seine Spezialitäten aus Schwein und Wildschwein. Da ist es fast schade, das wir Vegetarierer sind. Die Salamis und Schinken sehen doch sehr ansprechend aus.
Weiter geht es nach Castelluccio, die Monte Sibillini hoch. Die Straße ist nur für Fahrzeuge unter 3,5 Tonnen geeignet, das läßt Schlimmes befürchten, eine schmale und steile Straße zum Beispiel. Wir haben Glück, die Straße ist anscheinend gerade neu gemacht worden, frischer glatter Teer, man möchte nicht wissen, in welchem Zustand sie vorher gewesen ist.
Als wir über den Berg sind, fahren wir in eine Hochebene. Fast kreisrund, flach und völlig eben, einige Furchen durchziehen das Gebiet, wie versiegte Wasserläufe. Ist das eine ehemalige Caldera oder ein Hochmoor? Unwirkliches Grasland, vereinzelt bevölkern Pferde und Schafe das Gebiet. Im Frühjahr sollen die Fläche von blühenden Wildblumen übersäht sein.
Gegenüber erhebt sich auf einem Hügel Castelluccio. Wir parken auf dem kleinen, kostenlosen Wohnmobilstellplatz und wandern hoch ins Dorf. Hier ist auch viel kaputt. Es sieht sehr unbewohnt aus. Nur wenige Häuser sind wieder aufgebaut. Aber es gibt an der Straße einige Bars, Restaurants und Verkaufsstellen von regionalen Produkten, viel Linsen, Bohnen, Kichererbsen, die hier in der Gegend angebaut werden. Das sind Stopps für Wanderer, Biker und Durchreisende, die hier vorbeikommen. Sonst ist hier nichts weiter los. Viele Ruinen und Schutthaufen.
An Aussichtspunkten gibt es Hinweistafeln, was das Erdbeben hier noch verursacht hat. Genau hier an der Bergkammlinie der sibillinischen Berge treffen die beiden tektonischen Platten aufeinander. Am 30.10.2016 sind an den oberen Berghängen Spalten und Risse entstanden und es hat sich ein bis zu 2 Meter hoher Versatz gebildet. Sichtbar von den Aussichtspunkten. Kräfte der Natur.
Ich bin auf eine interessante Webseite gestossen, die die aktuellen Erdbeben weltweit dokumentiert. Danach hat es hier in der Region am heutigen Tag einige kleine Erdbeben der Stärke 1-2 gegeben. Interessant.
Orte – Castelluccio: 131 km
Möchte ich sofort hin.