30.7. – “Ein Stein, der brennt“ oder Radtour im Regen

Es ist schön hier, wir bleiben einfach noch einen Tag. Wir könnten eine kleine Radrundtour machen mit einem Museumsbesuch. Das Wetter ist ein bisschen unberechenbar. Kleine Regenzellen sind unterwegs, man weiß nie, ob sie sich zu etwas Größerem zusammenrotten oder doch wieder auflösen.

Egal, wir starten trotzdem. Auf schönen kleinen Wegen fahren wir oberhalb der Küste. Schön, wieder Fahrrad zu fahren und die Gegend kleinräumig zu erkunden. Das Glück dieser Erde könnte auch auf einem Fahrradsattel sitzen.

Ein kleiner Fischerhafen mit Restaurant am See. Ein kleiner Ort mit einem Herrenhaus, das aussieht wie eine kleine Burg. 

Ein längerer Abschnitt ist nicht geteert und hat einige fiese große Pfützen, das ist etwas nervig. 

Und dann kommt doch der Regen, da hat sich was zusammengeballt. Wir stellen uns unter und ziehen die Regenklamotten über. Der dickste Schauer ist bald durch, es nieselt und tröpfelt aber immer noch. Aber so angeplünnt geht es eigentlich. Kann man sich dran gewöhnen. 

In Kothla Järve wollen wir uns wieder mit einem unserer Lieblingsthemen widmen: Bergbau. Keine Ahnung, wie wir darauf mal gekommen sind. Wahrscheinlich hat es was mit Ressourcenausbeutung, Umweltbelastung durch Bergbau und Geologie zu tun. Diesmal geht es um Ölschiefer. 

Dazu gibt es hier ein kleines Museum. In der Gegend wird seit über 100 Jahren Ölschiefer abgebaut. Im Tagebau, aber auch in Bergwerken.

Die Museumsbetreuer scheinen etwas überrascht und überfordert, dass jemand sich für das Museum interessiert. Wir sind die einzigen Besucher und es muß erstmal das Licht angemacht werden.

Aber das Museum ist gar nicht so schlecht. Es wird die Geschichte des Ölschieferabbaus über die Jahre erzählt, mit den wechselnden staatlichen Zuständigkeiten: russisch, deutsch, unabhängig, deutsch und wieder russisch, dann unabhängig. Und den unterschiedlichen Begehrlichkeiten. 

Und der Frage, was man denn aus dem Ölschiefer machen kann und wie man ihn wirtschaftlich am besten verwertet. Denn die Produktion von was auch immer daraus ist kompliziert und teuer. Viele verschiedene Stoffe wurden aus dem Ölschiefer über die Jahre produziert, Öl, Benzin, Kerosin, Dünger, Gas das mit einer Pipeline nach St. Petersburg geliefert wurde, Waschpulver, für Heizkraftwerke genutzt, Strom wurde produziert.

Kraftwerke gibt es immer noch. Es wird immer noch Ölfschiefer abgebaut. Aber einige Bergwerke wurden schon stillgelegt und diverse Abenteuer- und Funparks daraus gemacht. 

Jedenfalls sind in der Gegend einige hohe Abraumhalden verteilt. Und merkwürdig geformte Wasserflächen, Gruben die geflutet wurden.

Im Nachbarort gibt es noch ein größeres Bergbaumuseum, das hat allerdings mehr so Eventcharakter mit Bergstollenbesichtigung und Multimedia. Wir schauen uns aussen ein wenig um.

Das Wetter wird jedenfalls immer besser, dann scheint sogar die Sonne. Unterwegs fahren wir noch an ein paar besonderen Exemplaren der Plattenbau-Architektur vorbei.

Zurück auf dem Campingplatz gehen wir nochmal an den Strand. Allerdings ist es ja ein Nordstrand an einer Steilküste. Da ist dann jetzt schon ganz schön schattig. Wind aus Nord gibt es auch, also ist es eher ungemütlich und frisch.

Jedenfalls war das Wetter heute insgesamt besser als prognostiziert. Für die nächsten Tage ist zwar auch schlechtes Wetter angesagt, aber wir hoffen wir mal auf das Beste.

21. Tag

Gesamt: 1.793,2 km

Radtour Kohtla-Järvi: 63 km

Rad gesamt: 341,7 km

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Agi

    Guten morgen ihr zwei,
    Ich war selbst auf Fahrradreise deshalb habe ich eure Berichte nicht verfolgen können. Aber jetzt bin ich wieder sehr interessiert.
    Seit ihr im Baltikum??
    Auf der Karte sieht es aus wie Litauen, Lettland und Estland.
    Wie lange seit ihr noch unterwegs?
    Liebe Grüße und noch viele spannende Erlebnisse
    Agi

  2. Elke

    Moin Sabine und Martin,
    ich bin weiterhin begeistert mit euch unterwegs. Bilder, Texte, Karten – das ist ganz wunderbar als morgendliche Lektüre und nicht Zuviel des Guten! Habt vielen Dank dafür! Ich wünsche euch gute Fahrt und besseres Wetter als angekündigt!
    Elke

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