Martin hat heute morgen Glück, die Boulangerie im Ort hat doch geöffnet, da ist er nach 10 Minuten mit frischem Brot wieder da.
Wir zerren unseren Tisch aus dem Vorzelt und frühstücken bei aufgehender Sonne. Wir sind schon recht weit westlich und haben immer noch die mitteleuropäische Sommerzeit. Deshalb geht die Sonne hier spät auf, dafür aber auch erst gegen 8:00 Uhr abends unter. Aber es ist ja auch schon fast Ende September.
Wir radeln heute wieder, eine kleine Rundtour bis Tréguier. Ganze Hecken aus Hortensien ziehen sich durch die Landschaft.
Wir versuchen so nah wie möglich an der Küste entlang zu tingeln. Allerdings ist der Wanderweg, der „Grande Randonèe“ nicht zum Fahrradfaren geeignet, der ist schmal, steinig und manchmal mit grobem Schotter bedeckt.
Wir fahren über Nebenstraßen durch Gemüsefelder, Kohl, wahrscheinlich Blumenkohl, Artischocken und Mais.
Kleine Felder sind abgegrenzt mit Steinmauern, die mit Farn und anderem bewachsen sind. Überall typisch bretonische Steinhäuser, links und rechts ein Schornstein.
Immer wieder machen wir Abstecher zum Meer und schauen uns die Küste an.
In der Bretagne gibt es viel Landwirtschaft. Die ist allerdings wohl auch nicht so ohne. Viele Pestizide und Düngemittel werden verwendet, so dass es 2021 zu einer großen Algenpest an den Stränden kam.
Die verrottenden Grünalgen erzeugten soviel Schwefelwasserstoff, das man nur mit der Gasmaske an den Strand konnte.
Natürlich geht es hier wieder ordentlich rauf und runter. Am Ende eines Berges kann ich plötzlich nicht mehr schalten. Die Schaltung ist ganz locker und dreht sich ganz leicht.
7 km sind wir bis jetzt gefahren, was machen wir, wenn wir das nicht zu repariert bekommen?
Wir stellen das Fahrrad erst mal auf den Kopf. Irgendwie hat sich die Mechanik der Nabenschaltung am Hinterrad gelöst. Martin kriegt es nach einigen Versuchen und Überlegungen wieder fixiert. Na, ob ich jetzt noch Vertrauen in die Schaltung habe?
Kurz vor der Brücke nach Treguier über den Fluss Jaudy geht es 15% runter. Das müssen wir nachher auch wieder zurück. In Treguir geht es dann steil hoch zur Kathedrale und wir machen einen kleinen Stadtrundgang.
Danach gibt es Kaffee und ein Galette in einer Créperie am Platz bei der Kathedrale.
Die macht jede Viertelstunde ordentlich Alarm, nicht einfach nur ein paar Stundenschläge, sondern gleich eine kleine Glockenmelodie.
Ein paar Regentropfen kommen runter, das nehmen wir zum Anlass und die Kathedrale auch von innen anzuschauen.
Es geht zurück, diesmal im Landesinneren der Halbinsel. Artischockenfelder begleiten uns links und rechts. Mit den lila Blütenknospen sehen sie sehr spektakulär aus.
Hier halten sich die Steigungen in Grenzen. Nur einmal fahren wir wieder runter zur anderen Küstenseite. Die Meerlandschaft ist hier sehr zerklüftet und sieht bei Ebbe schon sehr krass aus. Im Foto so gar nicht zu erfassen.
Ein Hinweisschild weist auf die Algenernte in früheren Zeiten hin. Das ist in der Bretagne auch heute noch ein Business. Dem werden wir im Verlauf der Reise noch etwas auf der Spur bleiben.
Einen der jetzt aufziehenden Regenschauer wettern wir hier am Strand unter dichten Büschen ab. Dann fahren wir die restlichen 3 km bis zu unserem Campingplatz. Es fängt wieder leicht an zu regnen.
Wir fahren die neue geteerte Straße entlang und schlüpfen gerade vor dem dicksten Schauer in unser Vorzelt. Dann geht wieder ein bißchen die Welt unter, aber ein Regenbogen zeigt sich dann auch.
Tag: 8
Radtour Tréguier: 42 km
Fahrradkilometer gesamt: 82,3 km
Wunderbar für mich, um am Tagesende zur Ruhe zu kommen. Da ich die Gegend ja ein wenig aus früheren Reisen „kenne“, kann ich Eure Eindrücke, Fotos und Beschreibungen voll genießen. DANKE!