01.08. – Altgläubige Zwiebelrussen

Kauksi am Nordufer des Peipus-Sees ist eigentlich ein richtiger Ferienort, viele Ferienhäuser, Zeltplätze drumherum und eine super ausgestattete Beach Front mit allem, was man braucht.

Alles tippi-toppi. Schöner Strand, wie man ihn z.B. an der Ostseeküste in Estland eher selten sieht. Bloß, es ist Hauptsaison und es ist ziemlich leer. 

Eigentlich müsste hier Halligalli sein. Was ist los? Anscheinend haben hier am Nordufer des Peipus-Sees viele Russen Urlaub gemacht. Die dürfen seit dem Ukraine Krieg ja nicht mehr so einfach nach Estland einreisen.

Andere Urlauber haben wohl Befürchtungen, weil das Gebiet ja ziemlich dicht an der russischen Grenze ist. Deshalb ist es sehr ruhig und beschaulich. Oder liegt es daran, das es erst 10 Uhr ist?

Am Strand entdecken wir einen Automaten für Standup-Paddling Boards. Einfach Online buchen und dann mit Code aus einem der Schließfächer ein Board rausholen. So geht das.

Ein Stückchen die Küste entlang steht ein kleiner Leuchtturm an der Mündung eines kleinen Flusses. Rechts und links protzige Ferienhäuser. Das eine ist auf jeden Fall zu vermieten. Für 300 € die Nacht. Am Bootssteg sind Jetskis und Boote zu vermieten. 

Wir fahren die Seeküste entlang Richtung Süden. Ein kleiner Abstecher ins Inland zu einem „Holzspeicher“. Hier werden handwerkliche Arbeiten aus der Region gezeigt. Und ein Cafè gibt es auch. Da müssen wir dann ja einen Kaffee trinken.

Ein kleiner Uferabschnitt am See besteht aus einem roten Sandsteinkliff. Etwas schwierig zu finden. Aber mit Hilfe von Google Maps und Komoot finden wir den Weg.

Im Sandstein haben Uferschwalben ihre Nester gebohrt.

Hier an der Westküste des Sees lebt eine besondere Volksgruppe. Sogenannte Altgläubige der russisch-orthodoxen Kirche. Im 17. Jahrhundert wurde die russisch-orthodoxe Kirche in Rußland reformiert.

Einige Angehörige der Kirche wollten aber dem alten Glauben treu bleiben. Daraufhin wurden sie verfolgt und mußten ins Ausland fliehen. So kamen sie auch nach Estland, wo sie sich am Westufer des Peipus-Sees ansiedelten. 

Zwei Museen informieren über die Kultur der Altgläubigen, ihre Geschichte, Kultur und ihr Leben. Gemeinden von Altgläubigen sind in der ganzen Welt zu finden, auch in Australien und Südamerika.

Typisch für die Altgläubigen sind die Straßendörfer, die sich am Ufer des Sees entlang ziehen. Schmale Grundstücke, auf denen im hinteren Bereich Gemüse angebaut wird. Vorne grenzen sie an den See und die Männer betreiben Fischfang. 

Vom See aus haben sie kleine Kanäle angelegt, vermutlich um ihre Fischerboote sicher und ortsnah anlegen zu können.

Da die altgläubigen Russen viele Zwiebeln angebaut haben, hat sich für sie auch der Name „Zwiebelrussen“ eingebürgert. Die Gegend wird jetzt touristisch als Zwiebelroute vermarktet. In einem kleinen Abschnitt findet man viele kleine Verkaufsstände mit Zwiebelzöpfen und manchmal auch anderem Gemüse aus den Gärten.

Ein Zwiebelzopf kostet 10 Euro. Schwer einzuschätzen, wieviel Gramm das wohl sind. Ich schätze 2 Kilo? Nicht ganz billig, aber den Spaß ist es wert.

Ein große Wiese direkt am See ist zum Campingplatz gemacht worden, ein super Toilettenhäuschen ist neu gebaut worden. Wir stehen hier mit 3 anderen Campern und lassen uns vom Wellengeplätscher des Sees und dem Grillengezirpe einlullen.

Es schon recht frisch und ein paar Mücken kommen auch vorbei.

23. Tag

Katase – Kodavere : 142,3 km

Gesamt: 2.137,5 km

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